Seine Eminenz Gyaltsab Rinpoche, bedeutender Lama der Karma-Kagyü-Linie, besuchte Ende Oktober 1982 zum ersten Mal Dhagpo Kagyu Ling, um dort zu lehren, Einweihungen zu geben und Zeremonien zum Gedenken an das erste Parinirvana des 16. Gyalwa Karmapa, Rangjung Rigpé Dorjé, zu leiten.
Gyaltsab Rinpoche, geboren 1954, wurde bereits vor seiner Geburt vom 16. Gyalwa Karmapa anerkannt. 1959 floh er mit diesem und erhielt seine Ausbildung im Kloster Rumtek in Sikkim. Er ist die 12. Inkarnation einer Linie, die auf Gyaltsab Rinpoche Paljor Döndrub (1427-1489) zurückgeht, der in Nyemo Yakteng in Tibet geboren wurde. Dieser erhielt vom chinesischen Kaiser persönlich den Titel Goshir – Staatslehrer. Im 7. Jahrhundert trat er als geschickter Minister des großen tibetischen Königs Songtsen Gampo in Erscheinung. Später war er Shiwa Eu, einer der 8 berühmten Schüler von Milarepa. Es heißt, er verkörpere die Aktivität des Bodhisattva Vajrapani, der den Vajra in der Hand hält und speziell mit der Weitergabe der Tantras unter den Menschen beauftragt ist.
An Allerheiligen gab Gyaltsab Rinpoche Belehrungen zum Rad der Existenzen (Sanskrit bhavachakra, tibetisch srid pa’i ‘khor-lo). Dies ist eine bildliche Darstellung des Samsara, die sehr häufig am Eingang tibetischer Klöster zu finden ist. Es handelt sich um eine Veranschaulichung, die den Kreislauf der Existenzen anhand mehrerer konzentrischer Kreise erklärt, die von den Klauen eines Monsters umschlossen sind, welchesYama, den Tod oder die Unperfektheit symbolisiert. In der Mitte befinden sich drei Tiere, die sich gegenseitig in den Schwanz beißen (ein Schwein, ein Hahn und eine Schlange), Symbole für die drei Geistesgifte (Unwissenheit, Wut und Begierde), die das Leiden des Samsara verursachen. Die beiden folgenden Kreise veranschaulichen die Kraft von günstigem und ungünstigem Karma und die sechs Bereiche von Samsara. Der äußere Rand stellt die zwölf Glieder des Entstehens in Abhängigkeit dar. Außen zeigt der Buddha ein Rad mit acht Speichen, das Symbol für den achtfachen Pfad, der von den Fesseln Samsaras befreit. [1]
Während seines Aufenthalts lehrte Rinpoche auch die vier Dharmas von Gampopa [2] und die Praxis von Dorje Purba, außerdem gab er die Ermächtigung für diesen Yidam sowie für Vajrapani.
Am 7. November – ein Düchen – : während in Rumtek die Reliquien des 16. Karmapa in den beiden zu diesem Zweck errichteten Stupas beigesetzt wurden, leitete Gyaltsab Rinpoche in Dhagpo die Darbringungszeremonien, begleitet von Khenpo Jam Yang Dorje (von der Nyingmapa-Schule), Gendun Rinpoche, Lama Purtse und Lama Zimpön.
Am selben Tag ordinierte Gyaltsab Rinpoche vier Novizen (getsül) und eine Nonne (getsülma). Es war die erste Ordinationszeremonie seit dem Tod des 16. Karmapa und eine Gelegenheit, die Tradition des Vinaya (eine Sammlung der Worte Buddhas über die Gelübde für klösterliche und weltliche Praktizierende) im Westen fortzuführen. Rinpoche gab auch die Buddha Maitreya Einweihung, den 5. der tausend Buddhas unserer Zeit.
Im August 1989 kehrte Seine Eminenz Gyaltsab Rinpoche nach Dhagpo zurück, um zehn Tage lang jeden Nachmittag Ermächtigungen in den Zyklus des Chik Shé Kundröl zu geben, der vom 3. Karmapa zusammengestellt wurde und kurze Praktiken der friedvollen und zornvollen Aspekte des tantrischen Pfades umfasst. Der 3. Jamgon Kongtrul Rinpoche erklärte damals, dass es so sei, als würde man diesen Ermächtigungszyklus von Vajrapani selbst erhalten, da Seine Eminenz die Emanation dieses Hüters der Tantras sei. Anschließend gab Rinpoche fünf Tage Unterweisungen über die Enzyklopädie des Wissens vom 1. Jamgon Kongtrul Lodrö Thayé, die sich mit dem stufenweisen Pfad (Lam Rim) und der stufenweisen Meditation (Gom Rim) befasst.
[1] Cornu, Philippe. Dictionnaire encyclopédique du Bouddhisme. Neue erweiterte Auflage. Éditions du Seuil, Mai 2001.
[2] „Möge sich der Geist dem Dharma zuwenden; möge die Dharma Praxis zum Weg werden; möge der Weg die Verwirrung auflösen; möge die Verwirrung sich zu Weisheit erheben.“
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