Die Einrichtung traditioneller Retreatzentren für 3 Jahre, 3 Monate und 3 Tage ist ein wichtiger Aspekt der Verbreitung des Dharma im Westen und der Grund für Lama Gendun Rinpoches Ankunft in Dhagpo Kagyu Ling im Jahr 1975. In einem Brief vom 13. Juli 1978 schrieb der 16. Gyalwa Karmapa, Rangjung Rikpe Dorje:
In Europa, in Frankreich, in der Umgebung von Chaban,
habe ich Dhagpo Kagyu Ling gegründet, ein Ort,
der einen Tempel und eine klösterliche Umgebung haben soll,
damit die tiefgründigen Methoden der Sechs Yogas von Naropa und der tiefgründige Weg des Mahamudra
in Retreat-Zentren angemessen praktiziert werden können.
Auch wenn das Projekt eines Retreatzentrums noch nicht abgeschlossen ist (der Standort muss erst noch gefunden werden, wegen bisheriger Schwierigkeiten beim Bau in der Dordogne), hat die Vorbereitung der angehenden Retreatteilnehmer bereits begonnen. Sich für 3 Jahre aus der Welt zurückzuziehen, um die befreienden Methoden der Karma-Kagyü-Linie zu praktizieren, ist keine alltägliche Entscheidung. Die zukünftigen Retreatteilnehmer müssen ausgebildet werden und gewissen theoretische Kenntnisse (Lesen des Tibetischen, Erläuterung bestimmter Meditationspraktiken) und praktische Fertigkeiten erwerben (Herstellung von Tormas, Spielen von Instrumenten für Rituale usw.).
So organisiert Dhagpo Kagyu Ling seit 1981 speziell für zukünftige Retreatteilnehmer bestimmte Kurse, wie bsw. die Erläuterung der Praxis von Mahakala oder Dorje Pamo. Im August 1981 kam Mipham Chökyi Lodrö, der 14. Künzik Shamarpa, zum ersten Mal nach Dhagpo, um dort zu lehren. Im Anschluss an seine Unterweisungen gab er zwischen dem 11. und 20. September 1981 die Gampopa Einweihung sowie die wichtigsten Yidam Einweihungen, die im Retreat praktiziert werden sollten:
- Gyalwa Gyamtso
- Korlo Demchok
- Dorje Pamo
- Mahakala
Die Einweihung ist die unabdingbare Voraussetzung für die Praxis des Mantrayana. Sie wird von rituellen Lesungen und Anweisungen zur Praxis begleitet. Wir könnten uns fragen: Da wir alle die Buddha-Natur besitzen, warum ist die Einweihung dann so wichtig? Tsele Natsok Rangdröl gibt uns die Antwort in seinem von Shamarpa empfohlenen Werk:
Was die Einweihung betrifft, so ist die Ursache oder der Samen bereits von Anfang an in unserem Seinsstrom vorhanden. Der Segen des Meisters und die Methoden [mit Hilfe] von Symbolen gelten als die Voraussetzungen, die diesen offenbaren. Betrachten wir zum Beispiel die Inthronisierung eines weltlichen Monarchen. Die inthronisierte Person muss zweifellos königlicher Abstammung sein; doch bis sie auf dem Thron sitzt, wird sie als „Prinz” und nicht als „König” bezeichnet. Sobald sie inthronisiert ist und die Herrschaft über das Königreich übertragen bekommen hat, wird sie tatsächlich zum König.
In ähnlicher Weise ist, auch wenn der Samen der 4 Einweihungen als Bestandteil der Studierenden ursprünglich in deren Wesen vorhanden ist, ist die Weisheit nicht verwirklicht, solange sie nicht durch die Einweihung reift. Sobald die Studierenden den Weg der Reifung und Befreiung eingeschlagen haben, wird die Weisheit seines Wesens verwirklicht.
In Der wunscherfüllende Nektar, der die Glücklichen erfreut, der als Antwort auf Fragen zu den wesentlichen Punkten der Einweihung, die zur Reife führt, und des Weges der Befreiung, dem Mahamudra, gegeben wurde (1)
Die Einweihungen, die Shamarpa während dieser Tage gab, sind Einweihungen, die den Praktizierenden in das Mandala des jeweiligen Yidams einführen. Sie werden als “große Einweihungen” bezeichnet. Jigme Rinpoche betonte während des Tschenresi-Kurses im Mai 2023, dass eine Einweihung zwar von einem qualifizierten Meister gegeben werden kann, aber wenn sie von einem Karmapa oder einem Shamarpa gegeben wird, ist die Qualität ihres erwachten Segens so groß, dass sie die Reifung des Praktizierenden noch wirksamer unterstützt, wenn dieser gut vorbereitet und gut ausgerüstet ist:
Es ist wichtig zu verstehen, dass viele Menschen eine Einweihung geben können, aber die Wirkung der Einweihung hängt vom Niveau der Person ab, die sie gibt. Wenn die Person ein bedeutender Bodhisattva ist, wird die Wirkung anders sein als bei einer Person, die die Einweihung auf die gleiche Weise durchführt, aber nicht die gleiche Qualität hat. Von außen betrachtet wird die Einweihung genau gleich sein. Was jedoch die Wirkung betrifft, die man als Jinlap, der Segen, bezeichnet, wird es einen großen Unterschied geben.
Die Einweihungen durch Shamarpa in das damals noch in den Kinderschuhen steckende Dhagpo hat dieses Land, das gerade erst den Buddha Dharma entdeckte, mit dem subtilen Siegel der Erleuchtung versehen. Künzig Shamarpa gab die Gyalwa Gyamtso Einweihung im Juni 2013 anlässlich der Eröffnung des Instituts erneut in Dhagpo Kagyu Ling.
1 སྨིན་བྱེད་དབང་དང་གྲོལ་ལམ་ཕྱག་རྒྱ་ཆེན་པོའི་གནད་དོན་གྱི་དྲི་བ་ལན་དུ་ཕུལ་བ་བསྐལ་བཟང་དགའ་བྱེད་བདུད་རྩིའི་འདོད་འཇོ།
Diese Fotos stammen aus unseren Archiven oder wurden im Rahmen der Recherchen zum 50-jährigen Jubiläum von Dhagpo Kagyu Ling gesammelt. Wir konnten nicht alle Urheber identifizieren. Die Nutzung der Fotos dient ausschließlich Informationszwecken im Kontext der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum von Dhagpo Kagyu Ling. Ihre Verwendung ist auf diesen Anlass und unsere Website beschränkt und erfolgt nicht zu kommerziellen Zwecken.
Veranstaltung
Zur Erinnerung an dieses Ereignis wird am 11. September das ausführliche Dorjé-Pamo-Ritual den ganzen Tag über im Institut von Dhagpo Kagyu Ling vollzogen.
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